„Vive l'amitié européenne”, sagt Claudine Gagneau, stellvertretende Bürgermeisterin von Charnay-lès-Mâcon und erhebt ihr Glas beim gemeinsamen Abendessen am Ankunftstag in der italienischen Partnerstadt Castagnole delle Lanze. Was einst Charles de Gaulle und Konrad Adenauer für Frankreich und Deutschland ausrufen, leben Brackenheim und seine Partnerstädte als kleine europäische Gemeinschaft mit immerhin fünf Nationen.
Beim letzten Treffen in diesem Jahr lernen die Freunde aus Brackenheim, Charnay-lès-Mâcon, Zbrosławice und Tarnalelesz eine regionale Spezialität kennen: von Mitgliedern des Komitees selbst zubereitete Friciule, in Olivenöl frittierte Pizzateigtaschen mit unterschiedlichem Belag.
Das Programm für das Wochenende ist vielseitig und ansprechend. Am spätsommerlichen Samstag stehen gleich zwei interessante Punkte auf dem Programm: ein Besuch der Europäischen Akademie der Essenzen im Palazzo Taffini d'Acceglio in Savigliano mit multisensorischen Installationen und überraschenden Erkenntnissen. Für viele sicher neu ist die Tatsache, dass der Erfinder von Kölnisch Wasser, Johann Maria Farina, als Giovanni Maria Farina auf die Welt kommt und aus dem Piemont nach Köln auswandert.
Über die Wiederansiedlung von Störchen in einem wunderschön angelegten Reservat des WWF in Racconigi informiert eine junge Verhaltensforscherin die Gruppe. Nicht nur Meister Adebar verbringt hier den Winter, auch eine Reihe Enten- und Gänsearten in teils unzugänglichen Abschnitten, die man jedoch von einem Ausguck aus einsehen kann.
Von der exzellenten Piemonteser Küche kann man sich beim Abendessen in der „Locanda Roma” mit vielen Gängen überzeugen.
Seit 1996 pflegt Brackenheim die freundschaftlichen Verbindungen mit Castagnole, und es existieren viele alte Freundschaften zwischen einigen Familien, wodurch man andere Einblicke in ein Land bekommt als durch einen Badeurlaub an der Adriaküste.
Pulsierendes Markttreiben, Delikatessenstände, offene Geschäfte und ein Rummelplatz erwarten die Gäste am Sonntag im nahen Alba. Vom Riesenrad aus hat man einen guten Blick auf das riesige Werk von Ferrero, einem großen Abnehmer all der Haselnüsse, die vermehrt statt Wein angebaut werden. Und über der Stadt liegt ein unverwechselbarer Duft: Trüffel! In Alba findet derzeit die Weltmesse des weißen Trüffels statt!
Und die Gäste können noch an einem weiteren Highlight am Sonntagabend teilnehmen: einem Streifzug durch die Welt der Oper und Operette mit bekannten Arien in einem Konzert der Reihe „Monferrato Classica 2024”. In seinem Grußwort verweist Bürgermeister Carlo Mancuso auf das Partnerschaftswochenende und hebt die Bedeutung der europäischen Verbindungen hervor.
Mit einem Pizza-Abend im kirchlichen Gemeindezentrum San Bartolomeo geht ein ereignisreiches Partnerschaftsjahr seinem Ende entgegen. Neue Überlegungen für neue Treffen und Wege 2025 sind jedoch schon im Gange.