Ein Festprogramm "à la française" erleben die Gäste aus Brackenheim, Castagnole delle Lanze und Zbrosławice – die
Freunde aus Tarnalelesz sind leider verhindert - am vergangenen Wochenende in Charnay-lès-Mâcon.
Nach einem gemütlichen Freitagabend "en famille" geht es bei bestem Wetter am Samstagvormittag gemeinsam ins
malerische Städtchen Châtillon-sur-Chalaronne. Blumengeschmückte Brücken, eine mittelalterliche Markthalle – die drittschönste in Frankreich -, in der am Samstag Hochbetrieb herrscht und das
Angebot das Herz eines jeden Gourmets höherschlagen lässt, Monumente, die an den Priester, Arzt und Helfer der Armen Vinzenz von Paul erinnern, machen den Ort zu einem lohnenden Ziel.
Auch das Mittagessen in einem typischen Landgasthof in familiärer Atmosphäre könnte französischer kaum
sein.
Krönung des Tages ist der Besuch der „Moulin du Lac“ in Trivy, einer charmanten „Moulin Rouge“ in Kleinformat, mit
viel Musik, Tanz, Magie sowie üppigen Kostümen und natürlich dem obligatorischen French Cancan.
Das abwechslungsreiche Programm gipfelt am Sonntag im Rathaus in einer feierlichen Erneuerung des
Partnerschaftsvertrags zwischen Charnay-lès-Mâcon und Zbrosławice anlässlich seines 20-jährigen Bestehens.
Im Beisein zahlreicher Gäste, darunter der ehemalige Präsident des französischen Komitees Jean-Marc Paris,
Alt-Bürgermeister Gérard Voisin, der vor 20 Jahren den Vertrag mit Zbrosławice unterschrieben hat, Bürgermeister Thomas Csaszar, Brackenheim, Mariagrazia Rosso in Vertretung von Bürgermeisters
Carlo Mancuso aus Castagnole, Claudine Gagneau, im Rathaus zuständig für Partnerschaftsangelegenheiten, und natürlich Marthe Terrenoire, Präsidentin des Komitees und dessen unermüdlicher Motor,
unterschreiben Bürgermeisterin Christine Robin und Bürgermeister Wiesław Olszewski in einem symbolischen Akt den gegenseitigen Vertrag und bekräftigen die Verbundenheit beider Städte.
In ihrer Rede betont Christine Robin mit einem Verweis auf die Situation in der Ukraine, dass man niemals den
Frieden für gegeben halten könne, dass man täglich auf allen Ebenen dafür arbeiten müsse. Sie zitiert den früheren Staatsmann Robert Schuman, der in seiner Deklaration vom 9. Mai 1950 sagte: „Der
Friede der Welt kann nicht gewahrt werden ohne schöpferische Anstrengungen, die der Größe der Bedrohung entsprechen.“
Marthe Terrenoire unterstreicht die Worte ihrer Vorrednerin und fügt an Wiesław Olszewski gewandt hinzu: „Es ist
eine Ehre für uns, Sie zu unseren europäischen Freunden zählen zu dürfen, und wir geloben, alles zu tun, dass diese Allianz andauern möge.“
Viel Applaus erhält der polnische Bürgermeister für seine teils humorvolle Rede, in der er sich an die Anfangszeit
erinnert, als man keine Ahnung hatte, was einen erwartet, an den ersten Besuch von Gästen aus Charnay in Zbrosławice, an die Alt-Bürgermeister Rolf Kieser und Gérard Voisin, die viel dazu
beigetragen haben, Teil dieser europäischen Gemeinschaft zu werden. Augenzwinkernd verweist er auf die Schwierigkeiten, die man mit seiner "exotischen" Muttersprache habe. Zum Trost: Ungarisch
sei noch viel exotischer. „Ich bin froh über die Partnerschaft und begrüße den erneuten Appell gegenseitiger Solidarität.“
In seinen drei Jahren als Bürgermeister sehe er, wie Partnerschaft gelebt und von Innigkeit, Herzlichkeit und
Freundschaft geprägt sei, aber auch, dass man gemeinsame Probleme angehe, sagt Bürgermeister Thomas Csaszar in seinem Grußwort. Und Mariagrazia Rosso lädt zum nächsten Treffen nach Castagnole
ein, wo es auch einen Workshop mit Jugendlichen über Immigration und Integration geben soll.
Mit der Einladung zum „vin d’honneur“ und einem Mittagessen in der Stadthalle endet ein wunderschönes europäisches Wochenende – wie immer viel später als geplant.
Helga El-Kothany