Interkultureller Dialog und Pizza-Party - Ereignisreiches Partnerschaftstreffen in Castagnole delle Lanze - Jugendliche aus den Partnerstädten erzählen ihre Geschichte

 

In einem fremden Land auf einer Bühne zu stehen, auf Englisch wie Husein über die eigene Migrationsgeschichte oder wie Yanis über die Integration von Geflüchteten in Brackenheim zu sprechen, erfordert Mut.

Mut, den die Schüler Majlinda, Arlind, Jamshid, Mahmut und Yanis vom Zabergäu-Gymnasium und Husein, ein Neu-Brackenheimer aus Syrien, Schüler an der Hölderlin-Werkrealschule Lauffen, am ersten Dezemberwochenende beweisen.

Brackenheims italienische Partnerstadt Castagnole delle Lanze hat Freunde aus allen Partnerkommunen zum jährlichen Treffen eingeladen, diesmal auch Jugenddelegationen. Bereits 2019 hat das dortige Komitee die Förderzusage der Europäischen Union für das Projekt „Immigration for Integration – Tell your Story“ im Rahmen von „Europe for Citizens“ erhalten, das wegen Corona nun erst durchgeführt werden kann. Dazu haben vor Ort Workshops mit italienischen Schülern und Immigranten stattgefunden, festgehalten in einer Video-Story.

Auch die Jugenddelegationen der Partnerstädte haben sich bereits daheim mit Beiträgen an dem Projekt beteiligt, die nun in einem „Remembrance Room“ in der Kapelle San Defendente ausgestellt sind.

Ziel des Programms ist es, den interkulturellen Dialog zu fördern, gegenseitiges Verständnis aufzubauen, Stereotypen und Vorurteilen entgegenzuwirken und über unterschiedliche Sprachen, Sitten und Gebräuche hinweg Verbindungen zu knüpfen.

Untergebracht sind die Jugendlichen in der Sporthalle der Mittelschule von Castagnole. Beginn eines Abenteuers mit ungewissem Ausgang, jedoch mit funktionierender Kommunikation dank Englisch.

Ungewiss – und zuerst ohne gemeinsame Sprache – ist der Ausgang für Millionen Italiener zwischen der Zeit der Vereinigung Italiens bis in die Gegenwart auf der Suche nach einem besseren Leben in der Fremde. Wie es ihnen dort ergeht, erfahren die Teilnehmer des Partnerschaftstreffens beim Besuch des beeindruckenden „Museums der italienischen Auswanderung“ in Genua. Multimedial und interaktiv erlebt man, welchen Gefahren und Anfeindungen die Menschen in der neuen „Heimat“ ausgesetzt sind.

Nicht alle suchen jedoch ihr Glück im Ausland. Viele Süditaliener finden in Norditalien bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen. Bestes Beispiel dafür ist Castagnole, das vor allem in den 1950er Jahren einen Zuzug aus dem Süden erlebt – darunter die Familie des jetzigen Bürgermeisters Calogero „Carlo“ Mancuso aus Sizilien. Daher ist Castagnole auch mit dem sizilianischen Städtchen Valledolmo verschwistert. Heute leben Immigranten aus aller Welt gut integriert in der „gastfreundlichen Kommune.“

Für die Brackenheimer Jugendlichen ist die gemeinsame Zeit mit Fremden, die in der „europäischen Familie“ schnell zu Freunden werden, eine interessante, durchweg positive Erfahrung. Zwischen offiziellen Reden, nächtlichen „internationalen“ Ballspielen und Pizza-Party mit Musik und Tanz - unter der „Regie“ von Majlinda und neuen Freundinnen aus Frankreich und Polen - lassen sie Gastgeber und Gäste an ihrer Geschichte, ihrer Kultur teilhaben, wie auch die Jugendlichen aus den anderen Kommunen – und das alles in „ total entspannter Atmosphäre“, wie Mahmut erfreut feststellt, „respektiert und ernst genommen.“ Yanis ist begeistert von den „mega netten Leuten.“ Und Jamshid zeigen die vier Tage, wie schnell man Freundschaften schließen kann, obwohl man aus einem komplett anderen Land kommt.

Auch Bürgermeister Thomas Csaszar beeindruckt seine erste Begegnung mit der Partnerstadt. „Ich habe gleich ein tolles Projekt gelungener Integration erleben dürfen. Die jungen Menschen aus unseren Partnerstädten haben uns gezeigt, wie offen und unbekümmert die Jugend unterschiedlicher Herkunft aufeinander zugeht. Beeindruckt hat mich aber auch der gegenseitige Respekt, die Neugier und das Verständnis füreinander. Integration endet nicht an den Landesgrenzen.“

Partnerstädte und Jugend

Das integrative Wochenende soll keine einmalige Sache bleiben, sondern in den kommenden Jahren fortgeführt werden. Dazu sollen Jugendliche mit in Besprechungen der Komitees und in die Vorbereitungen der nächsten Treffen einbezogen werden und selbst Vorschläge für ein eigenes Jugendprogramm unterbreiten.

Städtepartnerschaften sind kein Auslaufmodell, sondern gerade heute wieder nötig als Garant für den Frieden durch persönliche Freundschaften. Und dazu muss man die Jugend gewinnen.

Helga El-Kothany

 

Partnerschaftskomitee Brackenheim 

Vorsitzende:

Ilona Steinecke

Im Burgstadel 17

74336 Brackenheim

07135 14715

und

Martin Gerhäußer

Kling-Klang 16

74336 Brackenheim

07135 937912

 

Mail: ilona.steinecke@aol.de

 

 

 

 

Mail: ilona.steinecke@aol.de

Mail: martin@gerhaeusser.de