Entspanntes Partnerschaftswochenende ganz „entre nous“
Claude, ein alter Herr aus Charnay-lès-Mâcon, freut sich, auch in diesem Jahr wieder in Brackenheim zu sein und hat sich schon eine paar Tage vorher auf eine kleine Deutschlandfahrt begeben. Als Schüler hat er Deutsch gelernt, das er gerne anwendet, um Anekdötchen aus seiner Heimat zu erzählen. Und dazu hat er an diesem Wochenende reichlich Zeit. Geruhsam geht es zu, es gibt keine anderen Feste zur selben Zeit, und auch das Programm lässt viel Raum für ein gemeinsames gemütliches Essen in der Gastfamilie, einen Spaziergang oder Gespräche unter alten Freunden. Einige der 75 Teilnehmer aus Charnay-lès-Mâcon, Castagnole delle Lanze, Zbrosławice und Tarnalelesz sind bereits zum 20. Mal hier, aber auch die drei italienischen Gäste, die zum ersten Mal mit von der Partie sind, fühlen sich schnell zu Hause.
Am Samstag geht es für die Gäste und einige deutsche Begleiter mit Bussen nach Heilbronn, wo Kirchenpfleger Rolf Krieg eine interessante Einführung in die architektonischen und historischen Besonderheiten der Kilianskirche hält. Im Ehrensaal des Heilbronner Rathauses wird allen deutlich vor Augen geführt, wie wichtig die Städtepartnerschaften in Europa sind: Ein Modell zeigt Heilbronn um 1940, ein weiteres die zerstörte Stadt nach dem Bombenangriff am 4. Dezember 1944!
Danach entscheidet sich eine große Gruppe für den Aufstieg auf den Kirchturm und wird mit einem herrlichen Blick auf die Stadt und Umgebung belohnt, andere ziehen die Musik zur Marktzeit oder einen ausgedehnten Einkaufsbummel vor.
Per Schiff geht es dann auf dem Neckar nach Besigheim – bei unerwartet viel Sonne, bester Laune und spontanen Gesangseinlagen eines ungarischen Grüppchens.
Höhepunkt des Tages ist der Partnerschaftsabend im Bürgerzentrum. Bürgermeister Rolf Kieser macht in seiner Begrüßung deutlich, wie wichtig ein vereintes Europa gerade heute ist und zitiert Konrad Adenauer, für den die Einheit Europas nach den Kriegen „eine Notwendigkeit für alle“ ist. Auch Dieter Buyer, der Vorsitzende des Partnerschaftskomitees, beschwört den europäischen Gedanken – und das gleich in mehreren Sprachen – und hofft, dass sich die Begriffe „solide“ und „solidarisch“ als eine Voraussetzung für den wunderbaren Zustand „Frieden“ in den Köpfen festsetzen. Die Bürgermeister der Partnerstädte bzw. deren Vertreter schließen sich diesen Gedanken an und Roland Plantier erinnert an die Einladung im Oktober nach Verdun, wo viele junge Soldaten im 1. Weltkrieg ihr Leben verloren haben.
Zwischen den einzelnen Gängen des Abendessens werden die Gäste musikalisch unterhalten. Der Oberstufenchor des Zabergäu-Gymnasiums unter der Leitung von Siegfried Liebl begeistert mit 3 Popsongs, ein ungarisches Duo – Saxophon und Keyboard – beginnt mit südamerikanischen Klängen und bei einer Mischung aus alten und modernen ungarischen Rhythmen gibt es kein Halten mehr.
Béla Kovács, Bürgermeister aus Tarnalelesz, erweist sich als mitreißender Sänger und Stimmungskanone und führt schließlich nahezu alles Gäste in einer immer länger werdenden Polonaise durch den Saal! Der Brackenheimer Musikverein beschließt den Abend mit Tanzmusik.
Ein ökumenischer Gottesdienst am Mönchsbergsee ist der letzte offizielle Programmpunkt. Dekan Jürgen Höss und Diakon Willi Forstner unterstreichen die Bedeutung der Partnerstädte als „Boten des Friedens“ und betonen, dass jeder jeden braucht, unabhängig von Nationalität, Rasse oder Religion! Bei vom Mönchsbergverein bereitgestellten Speisen und dem einen oder anderen Gläschen Sekt oder Wein geht ein für Gastgeber und Gäste harmonisches, freundschaftliches Wochenende unter einem herrlich blauen Himmel zu Ende!
Es lebe Europa! Und bis bald!